Häufige Fragen

Gerne möchten wir an dieser Stelle versuchen einige Fragen zu beantworten. Sollte dennoch eine Frage offen bleiben, dann schreib uns einfach eine E-Mail an info@waldglueck.it.

Was ist ein Waldkindergarten?

Natur- und Waldkindergärten stärken und stabilisieren in besonderer Weise die kindliche Entwicklung. Ein wesentliches Merkmal von Natur- und Waldkindergärten ist der Anspruch eines ganzheitlichen Zugangs - sowohl zum Kind als auch zur Natur. Der Unterschied gegenüber normalen Kindergärten ist, dass sich "Waldkinder" überwiegend in der Natur aufhalten und vorwiegend mit den Dingen spielen, die sie im Wald bzw. in der Natur vorfinden. Nur bei besonders schlechtem Wetter oder großer Kälte bieten Zelte, Container oder Hütten Unterschlupf.

Die primäre pädagogische Kraft ist die Natur selbst. Darüber hinaus geht es vor allem darum, den Kindern etwas zuzutrauen. Sie dürfen auf Bäume klettern. Auch Schnitzmesser und andere Werkzeuge sind im Waldkindergarten kein Tabu. Durch diese Erfahrungen lernen die Kinder ihre eigenen Grenzen besser kennen und stärken gleichzeitig ihr Selbstbewusstsein. Die Waldkindergartenzeit fördert zudem in ganz besonderer Weise den sozialen Zusammenhalt und das Verständnis für Regeln (Warmbold 2014). Weitere Infos

Was ist Natur- & Waldpädagogik?

Die ganzheitliche Förderung findet bei der Waldpädagogik in der freien Natur statt. Wald und Wiese geben den Kindern einen vielfältigen Raum, der allen Bedürfnissen für eine gesunde Entwicklung gerecht wird. Der tägliche Aufenthalt in der Natur, zusammen mit Gleichaltrigen, begleitet und geführt durch die Betreuungspersonen, ermöglicht den Kindern unzählige Erfahrungen zu sammeln, um zu einem starken "Ich" heranzuwachsen.

Gemeinsam staunen die Kinder über die Veränderungen in der Natur, hören das Klopfen des Spechts und das Zwitschern des Buchfinks. Im Winter entdecken sie Spuren von Reh und Hase. Sie singen Lieder im Freien, üben Theaterstücke in natürlicher Kulisse ein und erleben als Gruppe ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl.

Fingerspiele, Reime und vieles andere finden im Tagesablauf des Waldkindergartens genauso ihren Platz wie das Nachspielen von Geschichten, das kreative Spielen mit Naturmaterialien oder die Durchführung von Projekten (z. B. Wissensvermittlung durch Experten). Die Waldpädagogik deckt die ganze Bandbreite der kindlichen Interessen- und Entwicklungsbereiche ab. Freispiel, Musizieren und Singen, Erzählen und Vorlesen, Malen und Klettern, Balancieren, Basteln und Werken - all das findet unter freiem Himmel statt. Weitere Infos

Was sind die Vorteile im Waldkindergarten?

Der Waldkindergarten kann die Basis für ein tiefes Verständnis der Welt schaffen. Kinder erleben die Jahreszeiten im Waldkindergarten unmittelbar: Das wärmende Feuer im Winter, der kühle Bach im Sommer, die eiskalte Luft an einem klaren Wintermorgen, die duftenden Erdschollen im Frühjahr. Die Natur bietet Sinnesreize in vielfältiger Weise. Diese Eindrücke prägen sich tief in das Gedächtnis der Kinder ein. Jeder Mensch, der in seiner Kindheit viel freie Zeit in der Natur verbringen durfte, wird dies bestätigen können.

  • Liebevolle Betreuung in einer kleinen Gruppe
  • Strukturiertes und interessenorientiertes Tagesprogramm
  • Spielen mit Naturmaterialien fördert Fantasie und Kreativität
  • Ganzheitliches Lernen durch entdecken, beobachten, erkunden und selbst ausprobieren
  • Spaß und Bewegung bei jedem Wetter
  • Den Wandel der Natur mit allen Sinnen erleben
  • Umgeben von Tieren und Pflanzen lernen die Kinder einen respektvollen Umgang mit ihrer Umwelt

Weitere Gründe für den Waldkindergarten.

Wie ist die Rolle der Betreuerinnen?

Damit das Kind Eigenaktivität entfalten kann, muss sich der/die BetreuerIn zurückhalten und nicht dirigieren. Der Pädagoge nimmt seine Rolle als Begleiter des Kindes ein damit das Kind seinen Weg erkennen, seine Ziele angehen und sein Handeln selbstständig gestalten kann. Durch unser Zurücktreten geben wir dem Kind einen Freiraum, in dem es ausprobieren und experimentieren, eigene Erfahrungen sammeln und auch Fehler machen kann. Gleichzeitig stehen wir den Kindern in Situationen, in denen es Unterstützung braucht, bei.

Ein gutes Selbstwertgefühl ist das größte Kapital, das ein Kind mit ins Leben nehmen kann. Wir nützen jede Gelegenheit, um durch Ermutigung das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken und wachsen zu lassen. Jedes Kind ist so, wie es ist, gut. Es soll sich in jeder Situation angenommen und geliebt fühlen. Zusammen entdecken und betonen wir die Stärken jedes einzelnen Kindes.

Die BetreuerInnen sollen den Kindergartenalltag im Rahmen dieses Konzeptes eigenverantwortlich ausgestalten. Das Konzept lässt deshalb bewusst viele Detailfragen offen, um diesen Gestaltungsspielraum nicht zu sehr einzuengen. Daher sind an einigen Stellen nur Beispiele genannt, um die pädagogische Richtung und Intention anzugeben; die Aufgabe der Erzieher ist dann die Vervollständigung im Sinne des Konzeptes.

Welche Kinder werden aufgenommen?

Jedes Kind ist bei uns willkommen (unabhängig vom Wohnsitz), wenn die Familie sich die Betreuung im Wald wünscht und für jedes Kind, egal welcher Herkunft, Geschlecht und Persönlichkeit bietet der Wald eine individuelle Lern- und Entfaltungsmöglichkeit.

Wir betreuen Kinder ab dem vollendeten 3. Lebensjahr bis zur Einschulung. In Einzelfällen kann ein Kind schon ab einem Alter von 2 Jahren und 9 Monaten aufgenommen werden. Dies wird jedoch individuell entschieden und ist auch abhängig von der Reife des Kindes, der familiären Gegebenheit und auch von der aktuellen Gruppensituation.

Wie sieht ein Tag im Waldkindergarten aus?

Die Kinder sind fünf Tage die Woche draußen – Sommer wie Winter. Ihr Dach sind der Himmel und die Bäume, Wände gibt es nicht. Sie treffen sich zum Morgenkreis, singen zusammen, hören Geschichten, spielen, schnitzen, bohren, malen und toben. Sie basteln mit Dingen, die der Wald bietet, lauschen Vögeln, suchen Tierspuren. Sie haben kein Spielzeug in Regalen, sie spielen mit Dingen, die die Natur hergibt. Sie balancieren auf Baumstämmen, klettern in Ästen, spielen in und um kleinere Bauten aus Holz oder Zweigen. Zum Unterschlupf bei widrigen Wetterverhältnissen steht den Kindern in der Nähe von unserem Waldplatz ein Raum bei Familie Kostner zur Verfügung, der beheizbar und sehr gemütlich ist. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Miriam und Thomas.

Unser Waldkindergarten ist noch im Entstehen. Wir müssen unseren Tagesablauf zusammen mit den Kindern noch "entwickeln". Folgende Aktivitäten möchten wir jedoch in unseren Alltag integrieren:

  • Morgenkreis: Den Morgenkreis beginnen wir mit einem Ritual. Im Morgenkreis wird der Tagesablauf vorgestellt, bei dem die Kinder mitentscheiden dürfen und ihre Ideen aufgegriffen werden. Es wird auf besondere Ereignisse und auf Fragen der Kinder eingegangen.
  • Freies Spiel: Die Kinder sollen frei und selbstorganisiert spielen dürfen. Denn hierbei können die Kinder ihre persönlichen Bedürfnisse ausdrücken und erleben prägende soziale Prozesse. Sie setzen sich mit ihrer Umwelt auseinander, identifizieren sich im Rollenspiel mit Menschen und Tieren unterschiedlichster Charaktere, Altersgruppen und Berufen. Im Spiel lernen Kinder mit auftretenden Fragen und Problemen umzugehen. Sie eignen sich motorische Fertigkeiten an, lernen um Rat zu fragen und Hilfe anzunehmen. Da das Spiel im Wesentlichen in der Gruppe stattfindet, entstehen unzählige Möglichkeiten das Sozialverhalten zu erproben und zu trainieren. Das Spiel fördert die Kinder in ihren motorischen, sozialen, sprachlichen und intellektuellen Fähigkeiten. Aus dieser Erkenntnis heraus geben wir den Kindern viel Zeit für freies Spiel.
  • Kinderkonferenz: Kindern das Wort geben, konkrete Situationen verstehen, besprechen, gestalten, zusammen planen, zu erzählen und zu philosophieren, Unmut und Freude ausdrücken, gemeinsam Ideen und Vorhaben aushandeln, Grenzen von sich und anderen erfahren, Verantwortung und Engagement aneinander entwickeln.
  • Projekte: Von Zeit zu Zeit werden wir Menschen zu uns einladen, die sich auf einem bestimmten Themengebiet (z. B. Natur, Kunst, Musik, Körper oder Geist) zum Experten gemacht haben und die den Kindern ihr Wissen vermitteln möchten. 
  • Abschlusskreis: Unser Abschlusskreis soll ein ruhiger Ausklang eines abwechslungsreichen und bewegten Vormittags sein. Bei Bedarf werden Tagesereignisse oder Anliegen der Kinder besprochen.

Sind die Kinder auch bei Schnee & Regen draußen?

„Kinder werden nicht nass, Kinder spüren den Regen.“ Die Kinder wollen auch bei Regen draußen spielen! Das passt zwar schwer in den Kopf von uns Erwachsenen, aber die Erfahrung mit Kindern beweist es immer wieder. Während wir Erwachsenen mit skeptischem Blick den grauen Himmel abwägen, sind die Kinder schon dabei, mit Stöcken Löcher in die Erde zu bohren und kleine Rinnsale mit Staudämmen umzuleiten. Eine große Pfütze bringt manchmal tatsächlich mehr Spaß, als ein (unserer Ansicht nach) perfekter Sonnentag.

Mit nasser Erde zu experimentieren ist ein Grundbedürfnis, stapfen bis der Stiefel im Matsch stecken bleibt, hinein patschen bis es spritzt, eine Böschung in einer Matschrutsche hinunter schlittern bis die Farbe der Matschhose nicht mehr zu erkennen ist, macht Kindern riesige Freude und erdet ungemein. Wir geben euch die Kinder mittags zwar nicht sauber, aber glücklich wieder zurück. Voraussetzung ist allerdings: Gute Outdoor-Kleidung!

Wird das Wetter zu unwirsch oder zu kalt, dann suchen wir unseren gemütlichen “Unterschlupf” auf. Bei extremen Witterungen, wie starkem Sturm oder schwerem Gewitter, bleiben die Kinder selbstverständlich in unserem geschützten Raum. Wir informieren uns immer vorab über das Wetter der kommenden Tage und organisieren bei Bedarf rechtzeitig ein alternatives Programm.

Sind die Kinder dann nicht ständig erkältet?

Ganz im Gegenteil, die Gesundheit der Kinder wird durch den ständigen Kontakt mit der Natur gestärkt. Krankheiten kommen bei Waldkindern seltener vor. Zum einen haben die Erreger draußen kaum eine Chance, zum anderen kräftigt der lange Aufenthalt an der frischen Luft nachweislich das Immunsystem der Kinder.

Der Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Kim Lieschke, Hamburg, hat den Waldkindergärten deutlich bescheinigt:„Das Konzept Waldkindergarten fördert in hohem Maße die körperliche Widerstandskraft gegen Erkältungskrankheiten, die Funktion der Atemorgane im Allgemeinen und im Besonderen (z.B. bei allergischem und chronischem Asthma) den Gleichgewichtssinn, die Koordination die Sensibilisierung der Sinnesorgane sowie die Aufmerksamkeit und die Konzentrationsfähigkeit der Kinder. Dies kann aus medizinischer Sicht nur ausdrücklich befürwortet werden.“ (06.02.2004)

Ist der Wald nicht gefährlich?

Draußen zu spielen ist heute bereits in vielen Wohngegenden gefährlich – ist es nun bei uns im Wald noch gefährlicher, oder nicht? Es gibt überall Gefahren – im Wald sind es eben andere als in Bereichen, wo Fahrzeuge bewegt werden, oder auch Spielgeräte eine Gefahr darstellen können.

Zum einen werden von uns klare Sicherheitsregeln mit den Kindern eingeübt, um Gefahren vorzubeugen. Zum anderen stärken die Kinder durch ständige Bewegung ihre Kraft, Motorik und Ausdauer. Die Kinder lernen ihren Wald mit Pflanzen, Tieren und Umgebung so gut kennen, dass sie genau Bescheid wissen, wie sie sich verhalten müssen.

Durch das Ersteigen von Hügeln, das Klettern an Bäumen, das Schlagen von Purzelbäumen, durch Rollen, Balancieren, Graben oder Springen entwickeln die Kinder ein besseres Gefühl für ihren Körper. Sie lernen dabei ihre Kräfte einzuschätzen und mit ihren Stärken und Schwächen umzugehen. Allmähliche Erfolgserlebnisse motivieren sie, selbstbewusster den nächsten Schritt in der eigenen Entwicklung zu machen. Die zunehmende Körperbeherrschung (Koordination, Beweglichkeit, Kraft und Gleichgewichtssinn) macht die Kinder sicherer, wodurch die geistig-seelische Gesundheit der Kinder gestärkt wird und einen erheblichen Beitrag zur Unfallprävention leistet, denn viele Unfälle im KiTa-Alltag sind auf mangelndes Selbstbewusstsein und Unsicherheiten seitens der Kinder zurückzuführen (Lorenz & Forscht 2005).

Gehen im Wald keine Kinder verloren?

Eine wichtige Regel bei uns lautet: Alle bleiben immer in Sichtweite. Wege und Spielorte im Wald lernen die Waldkinder nach und nach kennen und entwickeln schon nach kurzer Zeit einen erstaunlichen Orientierungssinn. Da geht keiner verloren. Und was das Herumtoben betrifft: Freiheit zum Laufen und Springen haben die Kinder tatsächlich, aber der viel größere Bewegungsraum - gegenüber der räumlichen Begrenztheit in Gruppenräumen von Regelkindergärten - führt zu einem deutlichen Abbau von Aggressionen. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Kooperations- und Teamfähigkeit der Kinder aus.

Wo können sich die Kinder die Hände waschen?

Wir nehmen jeden Tag Wasser, biologische Seife und Handtücher mit, damit vor jedem Essen und nach dem Toilettengang die Hände gründlich gewaschen werden können. Der Wasserbehälter ist isoliert, damit im Winter auch warmes Wasser vorhanden ist.

Wo gehen die Kinder auf´s Klo?

Im Wald haben wir eine umweltfreundliche Komposttoilette. Wir unterstützen die Kinder, wenn nötig, beim An- und Ausziehen. Danach gehts noch zum Hände waschen. Das ist so hygienisch, dass z.B. ein Magen-Darm-Virus bei uns keine Chance hat, sich auszubreiten. Die Praxis zeigt jedoch, dass die Kinder es sich angewöhnen, ihr “großes Geschäft” zu einer anderen Tageszeit zu erledigen. In unserem Unterschlupf steht den Kindern ein Bad mit WC zur Verfügung.

Welche Ausrüstung braucht mein Kind?

Essentiell wichtig für unbeschwertes Spielen in der Natur ist gute Kleidung. Kleidung, der Witterung angepasst, die schmutzig werden darf. Wenn man friert, macht das Spielen in der Natur keinen Spaß mehr. Auch praktisch gesehen ist gute Kleidung Pflicht: Nasse Kinder werden von uns selbstverständlich umgezogen. Hier eine Liste der Ausrüstungsgegenstände, die unbedingt notwendig sind:

  • kleiner Rucksack mit Brustgurt
  • isolierende Sitzunterlage
  • gesunde Brotzeit, bitte ohne Süßes und nicht aufwendig Verpacktes
  • leere Trinkflasche, im Winter mit Isolierung
  • Matschkleidung (im Winter gefüttert)
  • hochwertige Winterkleidung, „Zwiebeln“ (mehrere Lagen, die man bei Bedarf ausziehen kann) hat sich am besten bewährt
  • feste Schuhe, Gummistiefel oder Winterstiefel
  • Kopfbedeckung ist Pflicht, am besten mit Schirm gegen Sonne und auch gegen Regen ins Gesicht
  • langärmelige Kleidung
  • Stoppersocken oder Hausschuhe für drinnen alle Dinge unbedingt mit Namen beschriften!
  • Papiertaschentücher
  • In einem verschlossenen Plastikbeutel: Unterhose, Ersatzsocken (im Winter dicke, im Sommer leichte), eine Leggins bzw. lange Unterhose, kleines Handtuch, im Winter ein Paar Ersatzhandschuhe

Womit spielt mein Kind, wenn es keine Spielsachen gibt?

Das Spielzeug, auch das gehört zum Konzept, liefert die Natur. Schließlich gibt es im Wald immer und überall Neues zu entdecken. Plastikautos, Puppen, Bausteine - all das gibt es bei uns nicht. Die Kinder spielen mit dem, was die Natur zu bieten hat: Kastanien, Äste, Tannenzapfen, Zweige etc.

Es sind keine Legokisten da, um die es sich zu streiten lohnt. Der Neid auf andere Kinder, die immer das "bessere" Spielzeug bekommen, entfällt. Auch im Wald wird mal etwas Gebautes absichtlich zerstört, nur erleben die Kinder hier direkter die wechselseitige Abhängigkeit voneinander. Sie merken sehr schnell, wie sehr sie auf Freunde angewiesen sind, da sie sich nicht an einem Auto o.ä. festhalten können. So entwickeln die Kinder untereinander Respekt und gehen höflich, oft liebevoll miteinander um.

Die Kinder finden so zu sich selbst, weil sie nicht dauernd von Reizen überflutet werden. Für die Kinder ist es wichtig, selber etwas gestalten zu können. Da es im Wald kein vorgefertigtes Spielzeug gibt, werden sie ermuntert, aus den Naturmaterialien auf innovative Weise viele Spielmöglichkeiten zu entwickeln. Ein Ast wird kurzerhand in einen Kehrbesen verwandelt. Ein Blatt wird zum Pflaster erklärt, das der "Tierarzt" seinem "Patienten" aufklebt. Kreativität und Phantasie werden so gefördert. In Räumen mit vorgefertigtem Spielzeug kann dieses Potential nicht entfaltet werden.

Gibt es keine Regeln?

Unsere Regeln dienen den Kindern als Schutz und Orientierung:

  • Spielen nur in Hör- und Sichtweite zu den Betreuerinnen
  • Pflanzen, Bäume und Sträucher werden mit Wertschätzung und Sorgfalt behandelt (Achtung gegenüber der Natur).
  • Tiere werden in einem angemessenen Abstand beobachtet, mit Vorsicht behandelt und generell in Ruhe gelassen.
  • Im Wald wird nichts zurückgelassen, das nicht dort hingehört – Wir sind Gäste des Waldes.
  • Beim Spielen auf Wiesen und Weideflächen wird der Wachstumskreislauf beachtet.
  • Stöcke, Steine, Zapfen etc. werden nur für zielorientierte Spiele und zum Bauen und Experimentieren verwendet.
  • Durch das Anzeigen der gehobenen Hand signalisiert das Kind ein „Stopp“. Dieses Zeichen ist bei uns gleichbedeutend mit „ich will das nicht“. Diese Regel hat für alle Kinder Gültigkeit. Diese Regel unterstützt die Kinder und verhilft ihnen, für sich selbst die Verantwortung zu übernehmen.
  • Waldfrüchte werden vor dem Verzehr gemeinsam begutachtet und gegebenenfalls zum Verzehr vorher gewaschen.
  • Vor der Jause werden die Hände mit biologisch abbaubarer Seife gewaschen.
  • Werkzeuge wie den Hammer, die Säge und das Schnitzmesser werden nur unter der Aufsicht und nach Anleitung benutzt.
  • Tote Tiere werden nicht berührt.

Was ist mit der Sprachentwicklung?

Bei uns werden folgende Sprachen gesprochen: Ladinisch, Deutsch, Italienisch.

Da es kein vorgefertigtes Spielzeug gibt, müssen die Kinder sich viel mehr absprechen, was sie womit machen wollen und was sie dafür gestalten oder bauen müssen (Beispielsweise ein Schiff, einen Kaufmannsladen oder Strassen). Dadurch wird ihre Sprachkompetenz gefördert.

Je weniger fertige Spielsachen vorhanden sind, desto mehr sprechen die Kinder miteinander. Die Spiele der Kinder sind häufig Rollenspiele, in denen sie sich austauschen und einigen müssen. Sie entwickeln immer neue Ideen beim Spiel, die in die Tat umgesetzt werden. Das Sprechen ist hier das wichtigste Spielelement. Da die Kinder durch Sprechen auch Erfolge miteinander erzielen, entwickeln sie eine regelrecht Lust an der Sprache. Das äußert sich oft in wilden Sprachspielen und Wortschöpfungen.

Werden Waldkinder auf die Schule vorbereitet?

Laut einer wissenschaftlichen Studie von Dr. phil. Häfner schneiden Waldkinder in der Schulfähigkeit (Konzentration, Motivation, Kommunikation etc.) besser ab als Kinder aus Regelkindergärten.

Hier ein Zitat aus der Doktorarbeit von Herrn Häfner: "Grundsätzlich werden die Kinder, die als vorschulische Einrichtung einen Waldkindergarten besucht haben, als besser auf die Schule vorbereitet angesehen als die Kinder aus dem Regelkindergarten (s. Kap. 6). Im Durchschnitt arbeiten die Waldkindergartenkinder im Unterricht besser mit, sind motivierter und konzentrierter in der Schule und sie verfügen, wie gerade schon gesagt, über ein höheres Maß an sozialen Kompetenzen, das sie im Klassenverband anwenden können. Des Weiteren schneiden sie im musischen und im allgemeinen körperlichen Bereich besser ab als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler."

Welche Rolle spielt die Religion?

Da auch der Waldkindergarten Teil unserer christlich geprägten Gesellschaft ist, feiern wir die großen christlichen Feste. Gibt es Kinder aus andersgläubigen Familien, werden deren religöse Vorstellungen und Feste als Bereicherung im Kindergarten thematisiert und gewürdigt. Eine explizit religiöse Erziehung findet darüber hinaus nicht statt.