Kindheit heute

Unsere Kindheit ist einmalig. Nie wieder können Kinder so frei und unbefangen spielen, wie zu jener Zeit ihres Lebens. Das Spiel hat als Urbedürfnis einen sehr hohen Stellenwert in der Entwicklung des Menschen. Spiel bedeutet “Lebensaneignung”. Kinder, die viel und ausgiebig spielen, werden in ihrer Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit, Wahrnehmungs- und Beobachtungsfähigkeit, Belastbarkeit, Sprechfertigkeit und Intelligenz gefördert. 

Während der Kindheit entwickelt der Mensch sein “Lebensfundament”, das aus vielerlei Fähigkeiten besteht: Selbsterkenntnis, Selbstwertgefühl, Resilienz, Lebensmut, Empathie, Selbstvertrauen usw.

Die meisten Eltern wünschen sich für ihr Kind nur das Beste: gute emotionale, soziale und kognitive Fähigkeiten und Stressresistenz. Sie wollen sie für den permanenten Wettbewerb, dem sie in unserer Gesellschaft begegnen, wappnen und in Richtung Konformität leiten (Traxl 2013).

Kinder werden dadurch häufig von Erwachsenen überwacht und in geplante Tätigkeiten einbezogen. Durch zu viele Aktivitäten und Angebote besteht zudem die Gefahr einer Überforderung. Kinder konsumieren Spielangebote und werden mit Spielsachen überschüttet, bei denen sich das Spiel auf die Bedienung beschränkt.

Für planvolle Produktion, Experimentieren, die Entwicklung kreativer Fähigkeiten oder das Erlernen von Körperbeherrschung bleibt wenig Gelegenheit. Kindheit ist zunehmend auch Medienkindheit und damit "Wirklichkeit aus zweiter Hand". Eigene Gestaltungsmöglichkeiten sowie Freiräume und Zeit für selbstorganisiertes und freies Spielen werden für Kinder immer seltener.

Nicht selten sind Eltern, Kindergärten und Schulen auf wissensdurstige Entdecker, Erfinder und Querdenker nicht eingestellt. Oft werden die wertvollen Ressourcen der Kinder eher störend wahrgenommen, sie werden als anstrengend erlebt, besonders in geschlossenen Räumen und vorstrukturierten Außenbereichen - kurz: im von Erwachsenen vorgegebenem Rahmen. Denn dieses antizipiert ein bestimmtes Verhalten der Kinder, viele Verhaltensweisen sind einfach nicht vorgesehen, nicht erwünscht oder nicht möglich (Miklitz 2011).

Aber wieso schränken wir unsere Kinder immer mehr ein? Wieso trauen wir ihnen so wenig zu, erwarten aber auf der anderen Seite, dass sie sich zu selbstständigen Menschen mit gesundem Selbstvertrauen entwickeln und vor allem glücklich und zufrieden sind?